Vegane Lederalternativen - macht das einen Unterschied?

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Was sind vegane Lederalternativen? 

Ich fange mal mit dieser Frage an, denn was Leder ist wissen wir alle. Bei veganem Kunstleder gibt es einmal die Variante aus fossilen Brennstoffen (PVC), Mikrofasern (polyesterähnlicher Grundstoff) welche theoretisch recycelbar sind und pflanzliche Alternativen aus Pilzen oder Obst. Und schon stehen wir vor einem Dilemma, welches jede/r für sich selbst lösen muss; da gibt es kein Gut und kein Böse. Eine bewußt getroffene Entscheidung basierend auf dem Maximum an erhältlicher Information ist immer ok, oder doch nicht?

  • Veganes KunstLeder aus Erdöl

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Kleidung und veganes Leder aus Erdöl werden ohne direkte Beteiligung von Tieren hergestellt, aber der Lebensraum dieser Tiere wird nachhaltig negativ beeinflusst bzw. zerstört. PVC ist nicht biologisch abbaubar, gehört also zu den Stoffen die etliche hundert Jahre auf Müllhalden verbringen.

PVC ist ebenfalls beteiligt an der globalen Verseuchung mit Mikroplastik. Kleinste Teilchen (<5mm) gelangen durch Abrieb (in der Waschmaschine) oder in der Verwendung von Kosmetik (Peeling, Zahnpasta, etc.) in die Umwelt und damit in die Nahrungskette, wo sie bei verschiedenen Spezies Entzündungsreaktionen hervorrufen. Alle Lebewesen - wir als homo sapiens mit eingeschlossen - leiden schlussendlich unter dem Einsatz von veganem Kunstleder aus PVC, auch wenn der Akt des Tötens nicht direkt ausgeführt wird

  • VEGANES kunstLEDER AUS Mikrofasern

Mikrofassern sind ein polyesterähnlicher Grundstoff. Das gute hieran ist, dass diese Mikrofasern haltbar, grundsätzlich recycelbar, atmungsaktiv als auch frei von Giftstoffen sind. So hat sich z.B. die vegane Schuhmarke Shoezuu für ihre eigenes Label für diese Kunstlederalternative entschieden. Das Argument für diese Faser beruht auch auf ihrer Langlebigkeit, was die Schuhe somit auch nachhaltig macht. Denn je länger ich etwas tragen kann, je besser für unsere Umwelt. Auf ihrer Plattform bieten sie zudem aber auch noch viele andere tolle vegane Schuhe an.

  • Veganes kunstLeder aus Pilzen & Co

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Eine Alternative stellt die vegane Lederalternative aus Pilzen, Kombucha oder Ananas dar. Leder aus Pilzmyzel genauer gesagt Mylo™ von Bolt Threads wird von Stella McCartney zu Handtaschen verarbeitet. Es ist ein sehr vielversprechendes Produkt, da es jede Tierhaut imitieren und in jeder beliebigen Farbe eingefärbt werden kann.

Pilzmyzel wächst sehr schnell und wird mit biologischen Abfällen gefüttert. Die giftige Chromgerbung, welche noch immer bei konventionellem Leder die Hauptform der Gerbung darstellt, entfällt. Pilzleder ist robust und reißfest und sehr variantenreich, denn je nachdem, womit das Myzel gefüttert wird, kann der entstehende Stoff auch zu einem Steinersatz werden.

Nina Fabert aus Berlin macht aus dem Ausgangsstoff Trama (dem Inneren eines Zunderschwammes) Basecaps und Geldbeutel.

Leder aus Ananas Fasern ist schon im Einsatz bei Firmen wie BOSS zum Beispiel. Aber auch diese Lederalternative hat eine nicht so gute Komponente: das Harz zum Versiegeln des Materials ist nicht biologisch abbaubar. Das Substrat aus Ananas Fasern und Polymilchsäuren ist biologisch abbaubar und hat somit eine cradle to cradle Zertifizierung erhalten.

Diese vegane Lederalternative ist leichter und wirkt weniger robust als echtes Leder, kann aber durchaus zu Schuhen verarbeitet werden. Allerdings ist deren Langlebigkeit bei bestimmten Produkten wie z.B. Schuhen nicht unbedingt gegeben.

Die Firma Noani verarbeitet Eukalyptusblätter zu Gürteln. Die Blätter stammen aus nachhaltiger und gen-pestizidfreier Forstwirtschaft und bei der Herstellung zum Gürtel wird wenig Energie und Wasser verbraucht. Noani mischt die Blättermasse mit recyceltem Polyester, dadurch ist das Endprodukt wieder nicht recycelbar.

Leder aus Kombucha oder auch Äpfeln ist noch in der Entwicklungsphase und schwer erhältlich. Das Leder aus Apfeltrester sieht sehr vielversprechend aus und ist essbar! Hier werden also keinerlei Stoffe bei der Herstellung verwendet, die nicht biologisch abbaubar wären. Eine italienische Firma macht aus Apfelleder bereits Handtaschen.

Auch Traubentrester kann zu Alternativleder verarbeitet werden. In Italien fertigt das Unternehmen Vegea eine kleine Modekollektion mit dem Material.

Tierisches Leder

Tierhaut ist im Allgemeinen ein Abfallprodukt der fleischproduzierenden Industrie. Allerdings kommt diese Tierhaut für die Lederproduktion nur in den allerwenigsten Fällen zum Einsatz. Im Normalfall werden die Tiere ausschliesslich für die Lederproduktion gehalten und später getötet. Tierleder welches nicht aus Abfallprodukten stammt, ist also keine nachhaltige Lösung für die Umwelt. Denn zum einen fressen die Tiere unsere Ressourcen auf und zum anderen benötigt es eine gewaltige Menge an Wasser um das Leder zu waschen. Zudem kann man davon ausgehen dass auf ein Kilo Leder ca. 2 Kilo Chemikalien kommen. Ganz abgesehen davon dass es auch für die Kühe ein miserables Leben ist.

Kommen wir nochmals kurz auf die Fleischindustrie zurück. Die Fleischindustrie ist ethisch zweifelhaft und einer der größten Verursacher von Treibhausgasen. Der Anbau von Sojabohnen auf weltweit riesigen Flächen damit Kühe satt werden nur damit wir sie essen können, ist ein weiteres Beispiel dafür wie wir an dem Ast sägen auf dem wir sitzen.

Der Trend zum Veganismus ist mittlerweile da und somit macht es durchaus Sinn (wie auch beim Boykott von Plastik so weit es für den Einzelnen machbar ist), kein tierisches Leder mehr zu kaufen.

Vegetabil gegerbtes Leder ist nicht umweltschädlich. Die Problematik entsteht beim Gerben. Der Einsatz von Chrom zur konventionellen Gerbung ist sehr bedenklich und wird heutzutage leider kaum mehr öffentlich diskutiert. Chrom ist in seiner Toxizität an dritter Stelle (Blacksmith Institute, USA) der für Mensch und Umwelt giftigen Substanzen. Besonders gefährlich wird es, wenn die Innensohle von Schuhen, die man barfuß trägt, mit der Fußsohle in Berührung kommt.

Umweltfreundliches Leder

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Jenseits der Frage nach vegan oder nicht, stellt sich die Frage der Nachhaltigkeit. Eigentlich lässt sich diese ganz leicht beantworten: weniger Konsum sowie eine lange Haltbarkeit der Produkte, sprich Qualität. Nicht 50 Paar Schuhe im Schrank, sondern 5. Dinge nur ein Mal kaufen. Nicht 5 Karottenschäler aus Plastik, sondern nur einen aus Metall. Der nächste BH ist dann eben nicht aus Polyester, sondern aus Bio Baumwolle u.s.w…

Vegan oder nicht? Ein/e jede/r muss hier für sich selbst eine Entscheidung treffen und das nicht nur hinsichtlich seiner Ernährung sondern auch beim nächsten Kauf von Schuhen, Taschen oder einem sonstigen Leder oder Kunstlederprodukt.

Für mich ist es fundamental wichtig, mich als Teil der Flora und Fauna auf diesem Planeten zu betrachten und alles dafür zu tun dass diese Flora und Fauna nicht von uns Menschen niedergetrampelt wird.




Quellen: