Minimalismus - Ein Mindset mit Zukunft?

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Minimalismus, was bedeutet das eigentlich genau? Ist es nur ein Hype unserer westlichen Konsumgesellschaft oder eine echte Alternative gegen das ständige Anhäufen von Gütern und Dingen? 

Hilft uns der Minimalismus uns im Leben selbst bestimmter und besser zu fühlen weil wir uns nur noch auf das Wesentliche konzentrieren ohne abgelenkt zu werden?

All diese Fragen und noch viele mehr können sich einem stellen wenn man die mittlerweile mehr als 20 Millionen Beiträge auf Instagram mit dem Hashtag minimalism betrachtet.

Ehrfurchtsvoll starrt man auf den Social Media Kanälen auf unbefleckte weisse Wände, fast leere Räume, unbestücke Regale, Tiny Häuser und vieles mehr und fragt sich: Komme ich selbst jemals an diese minimalistische Perfektion heran?

Wie definiert sich eigentlich der Minimalismus? 

Wie so oft kann auch hier die Definition bei jedem etwas anders ausfallen. Grundsätzlich suchen Minimalisten eine innere Freiheit und Zufriedenheit welche nicht von materiellen Dingen abhängt.

Den Minimalisten ist es wichtig, ein selbstbestimmtes und zufriedenes Leben zu führen. Um dies zu erreichen, trennen sie sich von unnötigem und überflüssigem materiellen Ballast.

Der Minimalismus stellt unser Konsumverhalten völlig auf den Kopf bzw. in Frage. Wir sollen nur noch das absolut notwenigste beschaffen bzw. nur die Dinge in unserem Leben behalten , welche wir sehr regelmässig nutzen.

Doch der Minimalismus bezieht sich nicht nur auf Dinge und Sachen. Für Steffi von FeineSeele ist der

« Minimalismus ein Lebensstil, eine Haltung und die Reduktion auf das Wesentliche. Materiellen und geistigen Ballast loszulassen, schafft Klarheit Innen und Außen. Es öffnet mir den Raum für die Dinge, die wirklich wichtig sind ». 
— Steffi von FeineSeele

Indem wir unser inneres Leben vereinfachen, lassen wir auch hier mehr Platz für die Dinge, die uns am wichtigsten sind.

Wer den Minimalismus praktiziert lässt los, räumt auf, reduziert und konzentriert sich auf das Wesentliche. Doch was ist das Wesentliche? Das kann die Suche nach dem dem inneren Frieden sein, die Zeit mit der Familie, mit Freunden, etc. Jeder darf das für sich alleine entscheiden.

Wie oft rennen wir irgend etwas hinterher. Ständig sagen wir uns: Wenn ich mir das und jenes noch kaufe, dann bin ich zufrieden und glücklich. Wenn ich vier Mal im Jahr in den Urlaub fahren kann, dann bin ich zufrieden, etc, etc…

Doch je mehr wir uns anschaffen, desto komplizierter wird das Leben.

Minimalismus ist ein Mindset

Minimalismus hilft uns « freien Raum » zu schaffen. Sei dies im materiellen oder auch im geistigen Sinne. Wir lassen Ballast los und machen Platz für das wirklich Wichtige in unserem Leben. Auf einmal sehen wir klar, wohin wir den Fokus richten möchten. 

Loslassen fällt uns in unserer Gesellschaft ganz besonders schwer. Denn es gilt das Credo: Je mehr ich besitze, je glücklicher sollte ich mich fühlen, je besser bin ich bei anderen angesehen… So zumindest wird es uns sehr oft von Aussen suggeriert.  

Zudem hat die Marketing Industrie schon seit langem erkannt wie gut wir zu manipulieren sind. Immer mehr, immer den neuesten Trends hinterher, immer die letzte Innovation eines Produktes in der Hand halten…

Minimalismus ist ein Mindset, d.h. es ist eine Einstellungssache, eine innere Haltung und nicht einfach ein Trend oder eine Bewegung der man blind folgen sollte. 

Es muss im Kopf das berühmte « Klick » machen und dann geht es Schritt für Schritt in Richtung weniger anstatt mehr. Diese Denkweise fordert uns heraus darüber nachzudenken, wie wir uns durch die Welt bewegen. 

Minimalismus - Alles muss raus oder doch nicht?

Minimalist wird man nicht von heute auf morgen. Es ist ein langer Weg den man auch in kleinen Schritten gehen kann. Zudem ist er auch mit viel Hinterfragung des eigenen Verhaltens verknüpft.

Minimalismus heißt auch nicht das gesamte Haus komplett leer räumen und ab zum Sperrmüll. Doch es heißt, sich wirklich einmal Gedanken zu machen ob man tatsächlich ALLES was man so um sich rum angehäuft hat auch BENÖTIGT.

Ein erster Schritt in Richtung Minimalismus ist mit dem zufrieden zu sein was man schon hat. Denn alleine die Dankbarkeit und Zufriedenheit für alles was man besitzt, stillt den Drang nach etwas Neuem.

Wer zufrieden mit dem ist was er hat, möchte dies weder wegschmeißen noch gegen etwas neu gekauftes eintauschen.

Minimalismus kann ein Schritt in Richtung Freiheit, Zufriedenheit und Ausgeglichenheit sein. Gerade in unserer Gesellschaft des Überflusses an Gütern und Waren ist der Minimalismus eine wichtige Gegenbewegung. Denn wer ernsthaft anfängt sein Konsumverhalten zu hinterfragen, kommt schnell dahinter dass wir 90% unserer getätigten Käufe nicht unbedingt benötigt hätten. 

Beim Minimalismus geht es nicht nur um Materialien oder einen Hashtag. Es geht darum, Raum zu schaffen und Raum zum Atmen zu finden.

Mögen wir diese Bewegung als nichts anderes als eine Einladung betrachten, die Bereiche unseres Lebens zu untersuchen, die ein bisschen aufgeräumt werden müssen - ob zu Hause, in unseren Beziehungen oder in uns selbst. 

Wo stösst Minimalismus an Grenzen?

Für uns in den reichen westlichen Ländern ist es relativ einfach über Minimalismus zu debattieren, da wir von allem mehr als genug besitzen - ja, wir leben eigentlich im ständigen Überfluss….

Minimalismus sollte nicht mit Armut gleichgesetzt oder vergleichen werden. Wenn wir in unserer Gesellschaft von Minimalismus sprechen, gehen wir immer davon aus dass die Person diese Wahl selbst und frei getroffen hat.

Zudem haben wir immer die Gewissheit, dass wir uns im Zweifel die Güter wieder besorgen können von denen wir uns getrennt haben. Auch wenn das sicherlich nicht das Ziel der Minimalisten ist. Doch dieses Hintertürchen bleibt uns erhalten… So könnte man also argumentieren dass Minimalismus nur für besser betuchte Menschen vorbehalten ist.

Denn Menschen die in ständiger Sorge leben wie sie morgen Essen auf dem Tisch bekommen oder ein Paar neue Schuhe für ihre Kinder bezahlen können, sind keine freiwilligen Minimalisten. Sie leben gezwungenermassen im Minimalismus. Doch gibt es ihnen die gewünschte innerliche Freiheit? Können sie sich nun auf das Wesentliche in ihrem Leben konzentrieren? Nein, denn sie haben nicht das Privileg sich auszusuchen welche Dinge sie behalten und mit wenig zu leben, sie müssen mit ZU WENIG auskommen.

Menschen in Krisengebieten halten an ihren Sachen fest weil sie nicht wissen, ob oder wann sie sie jemals wieder bekommen können.

In unserer Konsumgesellschaft ist der Minimalismus allerdings eine wunderbare Alternative um endlich von unserem Konsumhype weg zu kommen. Das tut nicht nur dem Geldbeutel und der Seele gut, sondern vor allem auch unserem Planenten. Denn wir als Konsumenten alleine haben die Macht zu entscheiden was wir kaufen und was nicht.

Wir haben fast alle mehr als wir brauchen. Und uns wird beigebracht, dass das wichtig ist um die Wirtschaft zu stärken.
Aber es macht keinen Sinn zu denken, dass es auf einem Planeten mit begrenzten natürlichen Ressourcen unbegrenztes Wirtschaftswachstum geben kann.
— Jane Goodall