Von der nachhaltigen Unterwäsche zu farbenfrohen Gesichtsmasken in Zeiten von Corona

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Eigentlich stellt das nachhaltige Label Tizz&Tonic coole Unterwäsche für Frauen her. Aus aktuellem Anlass der Ausbreitung des Korona Virus haben sich die beiden Mädels spontan der Herstellung von (nicht medizinischen) Gesichtsmasken zugewandt. Die Masken sind genauso stylisch und bunt wie wir es von der Unterwäsche des Labels gewohnt sind. Die farbenfrohen Gesichtsmasken aus nachhaltiger Herstellung sollen als natürliche Barriere dazu dienen dass man sich nicht ständig ins Gesicht fasst..

Eine Auswahl der bunten und stylischen Masken findet ihr auf der Homepage von Tizz&Tonic.

Die kanadischen Schwestern Imke und Yanna Hanscomb bringen mit ihrem Label Tizz & Tonic nachhaltige Unterwäsche für die Frau auf den Markt, die nicht nur made in Germany ist, sondern auch mit tollen und modischen Designs überzeugt. 

Wir haben mit den beiden jungen Designerinnen ein Interview geführt. Dabei haben sie uns verraten was 2 Kanadierinnen nach Deutschland verschlägt um Unterwäsche herzustellen und woher sie ihre Inspiration für ihre stylischen Prints nehmen.

„Nachhaltigkeit ist uns wichtig, weil es die Zukunft der Mode ist“

  • Wer verbirgt sich hinter der Marke Tizz and Tonic?

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Wir sind Imke und Yanna Hanscomb, zwei Schwestern aus Kanada, die in Bremen eine Unterwäschemarke namens Tizz & Tonic gegründet haben. Unser Fokus bei Tizz & Tonic ist es, so viel Alltagsfreude wie möglich mit so wenig Umweltbelastung wie möglich zu verbreiten. Unser Motto lautet: High impact happiness, low impact production. 

Unsere Marke hat sich seitdem vom Nähen aus unserer Wohnung in Neustadt, zu einem offenen Konzeptstudio und Geschäft in der Innenstadt entwickelt. Derzeit produzieren wir alles in unserem Studio und bauen unsere Kollektionen aus bedruckter und gefärbter zertifizierter Bio-Baumwolle und Tencel auf. 

Der Stoff wird in begrenzten Mengen auf Bestellung gedruckt (dies vermeidet Stoff auf Lager) und wir produzieren unsere Kollektion nach Mass (um Überbestände zu vermeiden). 

Wir bieten 6 Größen in 5 Schnitten an (also etwas für jedermann bzw. Frau), Bralettes (BH ohne Polsterung) in Sondergrößen und verwenden nur kompostierbare und Upcycling-Verpackungen. 

Wir stellen nicht nur Kleidung her, sondern arbeiten auch mit Frauen aus der Region und anderen jungen, enthusiastischen Designern und Fotografen zusammen.

Imke hat in Toronto Modetechnik und Design studiert,  Yanna hat einen BSc. in Biologie von der Dalhouise Universität in Halifax. Mit unserem Wissen und unserer Erfahrung in den beiden Bereichen ist Tizz & Tonic das eigene kleine Kraftpaket geworden. 

  • Wie entstand die Idee ein Unterwäsche Label zu gründen und warum in Deutschland?

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Wir wollten ein Produkt schaffen welches Frauen ermöglicht etwas stilvolles zu besitzen ohne den hohen Umweltpreis dafür bezahlen zu müssen.  

Warum also Unterwäsche?! Weil es wirklich darauf ankommt was man darunter trägt. Das hatte grossen Einfluss bei der Entwicklung von TIZZ & TONIC und ist tief verwurzelt. 

Als Imke in Toronto Mode und Design studierte nahm sie an einem Dessous-Designkurs teil und bemerkte schnell dass wir uns noch immer in diesem unveränderten Status Quo bezüglich Unterwäsche und Frauenbild befinden. 

Denn nur wenige Frauen identifizieren sich tatsächlich mit diesem hypersexualisierten, „perfekten“ Körper, den wir aus Unterwäsche-Werbung gewohnt sind. 

Wir wollten das modernisieren und zwar so dass es unsere Kunden widerspiegelt. Frauen also so feiern wie sie wirklich sind. Wir stellen grossartige Unterwäsche für grossartige Frauen auf nachhaltige Weise her.

Warum Deutschland? Eine der am häufigsten gestellten Fragen. Die wirkliche Antwort ist, dass es sich einfach so ergeben hat. 

Imke ist vor ungefähr 5 Jahren hierher gezogen um ihre Umgebung zu wechseln, nachdem sie lange in Toronto war. Als Yannas Studium in Spanien beendet war, ist sie vor ungefähr 3 Jahren auch hierher gezogen. 

Unsere Mutter stammt ursprünglich aus Münster, ist aber in den 20ern nach Kanada gezogen als sie unseren Vater kennenlernte. Wir waren als Kinder ziemlich oft in Deutschland und Bremen war schon immer ein Ort den wir kannten. Ausserdem kommt man mit dem Fahrrad überall hin und die Start-up-Community hier ist wirklich nett.

  • Warum ist Nachhaltigkeit für euch wichtig?

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Mode ist exklusiv, unantastbar, unaufhaltsam. Es ist tragbare Kunst. Aber Kleidung, die für den Planeten einen enormen Preis bedeutet, ist nicht mehr schick.

Bei Nachhaltigkeit geht es um Langsamkeit, Sorgfalt und Verantwortung. Mode und Nachhaltigkeit sind zwei sehr unterschiedliche Dinge. Es geht um Werte.

Bis vor kurzem war Mode nicht sehr nachhaltig und jetzt wechselt die Branche zu einer neuen Art von Mode, die auf ökologischen Prinzipien basiert. Nachhaltigkeit ist uns wichtig, weil es die Zukunft der Mode ist.

Diese Branche kann nicht wirklich in eine andere Richtung gehen und wir möchten ein Teil dieser Modeschöpfer sein. Wir glauben, dass nachhaltige Marken ohne Pep  nicht den Mainstream erreichen. Deshalb haben wir unsere Produkte so gestaltet, dass unsere Kundinnen ihren Stil und ihr Umweltbewusstsein gleichzeitig  bewahren können.

  • Nach welchen Kriterien oder Zertifizierungen  wählt ihr eure Materialien aus?

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Derzeit arbeiten wir mit Bio-Baumwolle und TENCEL ™ als Hauptmaterialien. Die Baumwollherstellung, mit der wir in Tirupur, Indien, zusammenarbeiten, ist nach dem Global Organic Textile Standard (GOTS) zertifiziert. 

TENCEL ™ ist eine neue Ergänzung unserer Produktlinie und wir freuen uns sehr darüber. Das TENCEL ™ stammt von einem deutschen Unternehmen und es ist unser Ziel, dass die meisten unserer Rohstoffe und Textilien letztendlich aus der EU stammen. 

Sobald die Materialien in Deutschland ankommen, schneiden, stecken, nähen, verkaufen und verpacken wir alles hier vor Ort. Aus den Reststücken unserer Verarbeitung werden Accessoires wie Haargummis, Schlafmasken und Baumwoll-Kosmetikpads hergestellt. Dadurch erzeugen wir in unserem Studio so wenig Abfall wie möglich. Yay!

  • Woher nehmt ihr die Inspiration für eure Designs?

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Als Kinder die in Kanada aufwuchsen ersparten unsere Eltern uns den kalten Winter indem sie uns einmal im Jahr irgendwo nach Mittel- / Südamerika oder Asien mitnahmen wo wir als Backpacker unterwegs waren. 

Dass wir in unseren jungen Jahren und in unserer Teenagerzeit verschiedene Orte besucht haben und verschiedene Kulturen kennenlernen durften hat uns zu den Personen gemacht, die wir heute sind. 

Wir reisen immer noch aktiv als Familie und viele unserer Inspirationen für Farben und Prints kommen von unseren Reisen. Alle Stile, Prints und Farben werden von Imke entwickelt. Sie ist eine Designerin welche sich von Farbe beeinflussen lässt und sehr genau weiss wie Farben wirken und wie sich Menschen damit fühlen. Das ist ihr für unsere Kollektionen sehr wichtig.

Ihr habt uns verraten, dass ihr bis zu 3 verschiedene Nähmaschinen benötigt um eine einzelne Unterhose herzustellen, wie kommt das?

Jedes Paar Unterwäsche das wir herstellen benötigt drei verschiedene Arten von Nähten: Geradstich als Grundlage, Overlockstich für verstärkte Nähte auf dem Stretchgewebe und dann Steppstich für einen sauberen, flachen Saum. Unterwäsche ist komplizierter als man denkt!

Was sind eure Ziele für Tizz & Tonic in diesem Jahr?

Wir haben eine riesige Liste von Zielen für TIZZ & TONIC im Jahr 2020. Nach einer Winterpause in Südamerika konnten wir nach einem sehr geschäftigen 2019 einen Schritt zurücktreten und unsere kreative Energie neu sammeln.

Wir haben das Jahr mit der Einstellung unserer ersten Mitarbeiterin, Elisabetta, die ursprünglich aus Italien stammt, begonnen. Wir sind ziemlich international. Mit Elisabetta, die die Produktion anführt, konnten wir mehr über die Marke nachdenken und mehr an der Produktentwicklung und -planung arbeiten.

Am 1. März haben wir unser 3-jähriges Jubiläum gefeiert und bis Ende März werden wir die SS2020-Kollektion veröffentlichen.

Wir hoffen in diesem Jahr einige grosse Fortschritte in Bezug auf Nachhaltigkeit innerhalb unserer Marke erzielen zu können und bis Dezember 2020 Co2 negativ zu werden.

Im Jahr 2019 haben wir unsere Köpfe vor allem über unsere Studiobänke gesenkt um die tägliche Arbeitsbelastung zu bewältigen. Ein neues grosses Ziel für 2020 ist es, uns stärker in die nationale und internationale Community für nachhaltige Mode einzubringen. 

Durch mehr Verbindungen und den Austausch von Informationen und innovativen Ideen wächst die Branche für nachhaltige Mode immer schneller und erreicht ein breiteres Publikum. Das ist etwas, was wir am Leben in Europa sehr cool finden, und hoffentlich können wir auch das Gespräch mit einigen anderen kanadischen Changemakers beginnen!