Nachhaltiger Telefonieren - Geht das überhaupt?

Die Digitalisierung schreitet stetig voran und Covid hat diesen Prozess nochmals extrem beschleunigt. Das bringt nicht nur einen konstanten Anstieg von Datenvolumen mit sich, auch unseren verschiedenen digitalen Endgeräte sind kein Zuckerschlecken für unseren Planeten. 

Denn sie sind keine langlebigen Dinge und die ständige Erneuerung als auch Entsorgung ist ein echtes Problem.   Dies gilt auch für die Produktion eines Smartphones. Die verwendeten Rohstoffe in unseren Handys werden meistens in politisch instabilen Regionen gewonnen und dies oftmals mit Hilfe von Kinderarbeit. 

Auch hinsichtlich Umweltschutz wird hier wenig Rücksicht genommen und die Produktion findet meistens immer noch in China unter sehr ausbeuterischen Konditionen statt.  

Es ist klar dass Smartphones aus unserem Leben eigentlich nicht mehr wegzudenken sind. Doch wie kann ich als Endverbraucher etwas nachhaltiger telefonieren? Geht das denn schon und wenn ja wie?

Oftmals sind wir vor allem auf unser Plastikproblem konzentriert, doch auch die schier unvorstellbare Menge an Datenvolumen die wir verbrauchen - und der damit verbundene Stromverbrauch und Transport  - sollten wir überdenken. Das Gleiche gilt für die Neuanschaffung unserer Smartphones wenn dies dann mal fällig sein sollte. 

Faire & nachhaltigere Smartphones - Was kann ich als Verbraucher tun?

1. Nachhaltige Mobilfunkanbieter nutzen

  • WEtell

Dieser junge und engagierte Mobilfunkanbieter aus Freiburg hat sich auf drei Pfeiler im Bereich nachhaltiges Handeln konzentriert: Klimaschutz, Datenschutz sowie Fairness & Transparenz.

Denn das junge Team möchte etwas bewegen und an Stelle von Profitmaximierung konzentriert sich das Unternehmen auf Werte. Und das dies klappt, zeigen u.a. die stetig steigende Anzahl der Nutzer. 

WEtell bietet zu 100% Ökostrom für das mobile Telefonieren an. Um den Strom fürs Telefonieren zu gewährleisten, ist WEtell u.a. eine Partnerschaft mit Ecosia eingegangen. Mit Hilfe dieser Kooperation in Solaranlagen, wird ein des grosser Teil des Ökostroms bei WEtell erzeugt.

Auch wenn das Unternehmen sehr ökologisch arbeitet, ein paar Emissionen lassen sich nicht vermeiden. Damit diese aber ausgeglichen werden und der Mobilfunkanbieter klimaneutral bleibt, werden über carbonfuture ausgeglichen. Dort kann man in Projekte investieren um den eigenen CO2 Ausstoss zu neutralisieren.

Neben Ökostrom zählen auch Fairness und Transparenz zu den höchsten Werten des Unternehmens. Dies zeigt sich nicht nur im Verhalten gegenüber potentiellen WEtell Nutzer*innen, sondern spiegelt sich auch innerhalb des Unternehmens wider. 

Monatlich kündbare Abonnements, keine verstecke Kosten und faire Konditionen lautet das Motto von WEtell. Aber auch eine faire Bezahlungen der Mitarbeiter, Konten bei nachhaltigen Banken, Ökostrom und noch einiges mehr gehören selbstverständlich zur Firmenphilosophie. Bei WEtell wird das Netz von Vodafone genutzt.

Auch in Sachen Datenschutz geht das Unternehmen eigene Wege. So arbeitet das junge Team daran, in der Mobilfunkbranche einen maximalen Datenschutzstandard zu erreichen. Auf der Homepage kann man sich als Verbraucher genau informieren welche Daten von WEtell erhoben werden. Werbung schaltet das Unternehmen ausschliesslich für nachhaltige Produkte. 

Auch wenn es um die Bilanzierung geht, ist WEtell schon einen Schritt weiter. Denn sie lassen sich nach den Richtlinien der Gemeinwohlökonomie bilanzieren. Diese Form der Bilanzierung ermöglicht einen tiefen Einblick in die tatsächliche Umsetzung der Unternehmenswerte. Hier werden also nicht nur Zahlen angeschaut, sondern auch wie genau diverse Versprechungen innerhalb des Unternehmens umgesetzt werden. 

  • Telefonica Deutschland/O2

Dieser Anbieter möchte bis spätestens 2025 klimaneutral arbeiten. Hierfür werden die kommenden Jahre kontinuierlich Zwischenziele festgelegt um das gesetzte Ziel 2025 erreichen zu können. Seit 2021 wird der Strombedarf über erneuerbare Energie abgedeckt. 

Emissionen welche sich nicht bzw. noch nicht vermeiden lassen werden bei Telefonica Deutschland über Zertifikate - mit welchen Klimaschutzprojekte finanziert werden - kompensiert. 


2. Soziale Mobilfunkanbieter nutzen

  • Goood

Goood ist hier ein interessante Beispiel. Der soziale Mobilfunkanbieter spendet 10% der monatlichen Grundgebühr der Kunden an gemeinnützige Organisationen. Der Gedanke dahinter: über die Masse liegt viel Potential. Denn wenn auch nur 1% der deutschen Handybesitzer zu Goood wechseln würden, könnten bis zu 40 Millionen Euro für soziale Projekte gespendet werden. 

Wer zu Goood wechselt kann selber entscheiden welche Organisation er unterstützen möchte. 

Mittlerweile ist Goood auch B-Corp zertifiziert. Will heissen dass das Unternehmen ihre hohen sozialen und umwelttechnischen Standards respektiert und erfüllt. Es ist somit das erste Mobilfunkunternehmen welches ein solches Zertifikat erhalten hat. 


3. Faire Smartphone nutzen

Wenn ein neues Smartphone fällig wird, kann man auch auf ein fair produziertes Gerät zurück greifen. Die strikte Einhaltung von fairen Prozessen während der gesamten Wertschöpfungskette ist eine grosse Herausforderung und auch faire Smartphones sind nicht zu 100% fair und nachhaltig. Doch sind sie trotzdem besser als bei einem Anbieter zu kaufen welchem Umweltschutz und faire Arbeitsbedingungen schlichtweg egal sind. 

Weltweit sind ca. 3,9 Milliarden Smartphones im Einsatz und im Verhältnis hierzu gibt es so gut wie keine fairen Smartphonehersteller. Die wenigen die es in die Nachhaltigkeit wagen, bestimmen den Markt noch leider noch lange nicht. 

Der Einsatz von weniger giftigen und damit auch gefährlichen Materialien, mehr Recycling und erneuerbare Rohstoffe sind Kernpunkte der fairen Smartphone Hersteller. 

  • Fairphone 

Ist ein niederländisches Unternehmen welches sich seit 2013 mit der Herstellung von Fairphones beschäftigt. Die Idee dahinter ist klar: ein Smartphones welches unter fairen Bedingungen und so nachhaltig wie möglich produziert wird. 

Mittlerweile gibt es das Fairphone 4 (https://www.chip.de/test/Fairphone-4-im-Test_184018148.html)zu haben. Es überzeugt durch seine weitgehende faire Produktion, hat 5 Jahre Garantie, eine lange Akkulaufzeit und man kann es selber reparieren! Günstig ist es nicht, dafür aber langlebig und mit einer Reparaturoption. Das reduziert die CO2 Emission um mindestens 30% laut Fairphone CEO Eva Gouwens. 

  • Shiftphones 

Auch bei Shiftphones wird darauf Wert gelegt dass bei der Produktion niemand ausgenutzt wird. Zudem legt auch dieser Smartphone Anbieter grossen Wert darauf, die endlichen Ressourcen unseres Planeten mit dem nötigen Respekt und ohne Ausbeutung verwendet werden. 

Bei Shiftphones kann der Speicher erweitert und der Akku ausgetauscht werden. Dies kann man selber durchführen - mit Hilfe von Tutorials und Teilen über Shiftphones - oder aber man kann das Smartphone kostengünstig reparieren lassen. Auch verfällt die Garantie nicht wenn man selber Hand am Telefon anlegt.


4. Erneuertes/gebrauchtes Smartphone kaufen

Oftmals ist es das Display oder der Akku welches der Lebensdauer und Nutzbarkeit des Smartphones am meisten zusetzen. Doch anstatt einfach zu einem neuen Geräte zu greifen, kann man auch auf reparierte und damit schon mal genutzte Geräte setzen. Sie sind nicht nur günstiger in der Anschaffung, sondern vermeiden Müll und sorgen dafür dass nicht ständig neue Geräte produziert werden müssen.

  • Refurbed

Bei refurbed findet man u.a. eine ganze Palette an Smartphones welchen ein zweites Leben eingehaucht wurde. Die Geräte sind bis zu 40% günstiger und da gebraucht natürlich auch nachhaltiger als eine Neuanschaffung. Dabei kann man wählen ob der Zustand des Gerätes « wie neu, sehr gut oder gut » sein soll. Daneben gibt es 12 Monate Garantie und eine 30ig tägige Testzeit für den neuen Nutzer.

Für jedes gekaufte Gerät wird von Refurbed zudem ein Baum gepflanzt. 

  • Clevertronic

Auch bei Clevertronic kann man seit 2009 gebrauchte Smartphones kaufen. Auch hier findet eine Klassifizierung von « wie neu, sehr gut oder gut » statt und je nach Zustand ändert sich auch der Preis. Clevertronic bietet 30 Tage Rückgaberecht sowie eine Garantie von 12 Monaten an. 

Sein gebrauchtes Smartphone kann man kostenlos bei Clevertronic einsenden. 

Fazit

Am nachhaltigsten ist es natürlich wenn man entweder über gar kein Smartphone verfügt, dieses sehr sorgfältig hegt und pflegt sodass es eine lange Lebensdauer hat oder es selber repariert bzw. reparieren lässt und somit nicht austauscht.