Circular Fashion - was ist das genau und was hat das mit Nachhaltigkeit zu tun?
Schon mal von Circular Fashion gehört? Ein Konzept, dem gerade immer mehr Interesse gewidmet wird im Fashion Bereich, das aber trotzdem noch nicht den Bekanntheitsgrad erreicht hat, den es verdient hätte. Wir möchten Licht ins Dunkle bringen und erklären, was es mit Circular Fashion auf sich hat und was das für nachhaltige Mode bedeutet.
Im Jahr 2014 wurde der Begriff „Circular Fashion“ erstmals von zwei Personen unabhängig voneinander angewendet. Eine davon war Dr. Anna Brismar, Leiterin und Inhaberin des schwedischen Beratungsunternehmens Green Strategy. Sie hat beim Projekt „Circular Fashion – Show & Talk 2014“ erstmals die Prinzipien von einer Kreislaufwirtschaft in der Mode Branche vorgestellt. Im gleichen Jahr verwendete auch H&M „Circular Fashion“ als Begriff erstmals intern unter den Mitarbeitern und in der Mitte des Jahres dann öffentlich bei einer Präsentation auf der Veranstaltung „Almedalen-Woche“ (auf Gotland) in Südschweden.
Kreislaufwirtschaft
Aktuell kann man in der schnellen Modebranche kaum von einer Kreislaufwirtschaft sprechen. Seit dem Jahr 2000 ist die Fast Fashion auf dem Vormarsch und es landet so viel Kleidung im Müll wie noch nie. Tatsächlich wird weniger als 1% der Kleidung zu neuer Kleidung recycelt. Zu viel günstige Mode wird produziert - die nach kurzer Zeit, kaum getragen - im Müll landet. Die Umweltbelastung die dadurch entsteht ist massiv. In unserem Artikel 6 Gründe warum schnelle Mode nicht mehr in den Kleiderschrank gehören sollte gibt es dazu mehr.
Gute Konzepte und Modelle sind gefragt, welche der Kleidung eine längere Lebensdauer garantieren. Ein Ansatz dazu ist die „Circular Fashion“, welche bei nachhaltigen Modelabels schon vorgelebt wird. Auf Deutsch ist unter dem Begriff eine Kreislaufwirtschaft zu verstehen, die sich auf die Mode bezieht, wobei allgemein Bekleidung, Sportbekleidung, Schuhe und Accessoires miteingeschlossen sind. Es geht um den gesamten Lebenszyklus eines Produktes, von Design und Beschaffung über Produktion, Transport, Lagerung, Marketing und Verkauf bis hin zur Nutzungsphase und dem Ende der Lebensdauer des Produkts.
Das lässt sich folgendermassen vorstellen: Kleidung wird so produziert, dass nichts mehr im Abfall landet. Alle Materialien bleiben im Kreislauf, werden recycelt oder upcycelt. Doch das ist erst einmal die Wunschvorstellung des Konzeptes. Um das zu erreichen benötigt es eine Umstrukturierung, die bereits bei der Entstehung eines neuen Produktes beginnt.
Es beginnt bereits beim Entwurf
Um eine Kreislaufwirtschaft in der Mode anzustreben, muss bereits beim Entwurf eines neuen Kleidungsstückes begonnen werden. Der erste Schritt beginnt beim Designer, wo Material und Schnitt so gewählt und organisiert werden, dass eine Langlebigkeit, effiziente Ressourcennutzung, Unschädlichkeit, biologische Abbaubarkeit, Recyclingfähigkeit und Faire Produktion garantiert sind. Das heisst, in der Herstellung neuer Produkte, werden folgende Punkte berücksichtigt:
Dauerhafter Stil und Qualität
Verwendung von recycelbarem Materialien und / oder bereits recycelte Materialien
Biologisch abbaubare und kompostierbare Materialien
Der nächste Schritt liegt dann bei uns. Kleidungsstücke, die wir nicht mehr tragen, werden umfunktioniert oder upcycelt. Es kann auch als Second Hand weitergegeben oder weiterverkauft werden, dazu gibt es hier unsere Tipps: Wo kann ich meine gebrauchten Kleider verkaufen?.
Beim Anschaffen neuer Kleidung gibt es ebenfalls nachhaltige Möglichkeiten: Sonderanfertigung „On -Demand“ zu kaufen, trägt Beispielsweise dazu bei, Überproduktionen zu vermeiden.
Es gibt mittlerweile auch die Möglichkeit, Kleidung zu mieten oder zu leasen. Im Artikel Wo kann ich Kleidung ausleihen? Unsere Lieblings online Adressen zu finden sind unsere Empfehlungen zu finden.
So können Neuanschaffungen vermieden werden und es ist trotzdem für Abwechslung im Kleiderschrank gesorgt. Für eine Reparatur, die nicht selber durchgeführt werden kann, lohnt es sich eventuell eine professionelle Hilfe in Form eines Schneiders in Anspruch zu nehmen um das Kleidungsstück vor der Mülltonne zu bewahren.
Circular.Fashion - Das Berliner Startup
Ina Budde hat ein Konzept entwickelt, das mit verschiedenen Tools einen möglichst geschlossenen Materialkreislauf anstrebt. Ziel dabei ist die Förderung von Nachhaltigkeit in der Modebranche und die Vermeidung von unnötigem Abfall.
Circular.Fashion ist ein Unternehmen, das mit dem Berliner Startup-Stipendium der Freien Universität Berlin gefördert wurde. Im Januar 2018 im Januar wurde das Konzept erstmals auf der nachhaltigen Modemesse „Ethical Fashion Show“ im Rahmen der Fashion Week in Berlin präsentiert.
Das Konzept umfasst eine Materialdatenbank, in der Hunderte von Stoffen erfasst sind, die auf ihre nachhaltigen Eigenschaften hin ausgewählt und auf ihre zukünftige Recyclingfähigkeit überprüft wurden.
Zudem muss jeder Stoff mindestens ein Zertifikat für Sozial- und Umweltstandards haben und den eingeschränkten chemischen Richtlinien entsprechen, dass er in die Datenbank aufgenommen wird. Designer können nachhaltige Stoffe oder Muster davon direkt auf der Plattform bestellen. In Berlin hat das Unternehmen auch ein Showroom wo die Materialien vor Ort ausgesucht werden können. Zudem ist Circular.Fashion auch bei Workshops, Ausstellungen und Messen vertreten.
Die Online Plattform bietet Richtlinien für Designs und bietet Ideen, Vorlagen und praktische Anleitungen zur Anwendung für Modedesigner, wie beispielsweise Zero-Waste Schnittmuster. So kann sich jeder Designer inspirieren lassen und etwas zu einer Kreislaufwirtschaft im Bereich Fashion beitragen.
Circularfashion.ID bietet Infos beim Kauf
Nicht nur die Designer profitieren vom Konzept, auch wir als Käufer kommen auf unsere Kosten. Denn mit der Circularfashion.ID wird nachhaltig einkaufen um einiges einfacher und transparenter. Die Kleidungsstücke sind mit einem QR-Code versehen, somit kann man beim Kauf direkt Informationen zum Herstellungsprozess abrufen und überprüfen, wie nachhaltig das Kleidungsstück ist.
Die Industrie kann diese Infos nutzen, um relevante Informationen zu erhalten, die für Recycling wichtig sind. Mit modernen Technologien ist es möglich, recycelte Fasern mit der gleichen Qualität wie Frischfasern herzustellen. Dafür ist es unerlässlich, dass Kleidungsstücke von Anfang an für eine Kreislaufwirtschaft hergestellt werden. Der QR-Code ermöglicht ein transparenter Informationsfuss zwischen allen Beteiligten in der Lieferkette und ermöglicht so das Recycling zu neuen Fasern.
Fazit
Zahlen und Fakten zu den Auswirkungen der Fast Fashion zeigen, dass innovative Konzepte für eine Verbesserte Kreislaufwirtschaft in der Modebranche unbedingt benötigt werden. Circular.Fashion ist ein deutsches Unternehmen, dass mit ihren Tools mehr Transparenz schafft für Verbraucher sowie für Designer. Wir hoffen, dass sich solche Konzepte sich in der Modebranche durchsetzen und auch die Fast Fashion revolutionieren. Es ist höchste Zeit, dass beim Erstellen eines neuen Produktes die Recycelbarkeit bereits geklärt ist so wie es bei nachhaltigen Modeherstellern meistens schon der Fall ist.