6 Gründe warum schnelle Mode nicht mehr in den Kleiderschrank gehören sollte

Schnell ein T-Shirt für 3 Euro im Sale gekauft. Trägt man es dann nur eins oder zweimal hat man wenigstens nicht viel Geld ausgegeben,  so denken viele, denn die Angebote sind verlockend. Es geschieht oft gar nicht bewusst, dass bei vermeintlichen Schnäppchen zugegriffen wird und somit die Fast-Fashion mit all seinen negativen Hintergründen unterstützt wird. 

Wir finden es lohnt sich aber auf jeden Fall einen Blick hinter die Kulissen der schnellen Modeindustrie zu werfen und  die Auswirkungen, die solche Käufe auf den Menschen und die Umwelt haben, zu kennen. Die nachfolgenden 6 Gründe zeigen, warum es sich lohnt in faire und ökologisch Mode zu investieren und sich der Slow-Fashion Bewegung anzuschliessen:

Es wird viel zu viel produziert

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Fast Fashion bedeutet schnelle Produktion in kurzer Zeit. Es sind längst nicht mehr 4 saisonale Kollektionen pro Jahr, die in die Läden kommen. Fast jede Woche erscheinen neue Trends. So erstaunt es nicht, dass sich die Kleiderkäufe weltweit von 2000 bis 2014 verdoppelt haben auf 100 Milliarden Kleidungsstücke pro Jahr. 

Deutsche Verbraucher kaufen jährlich etwa 60 Kleidungsstücke, tragen diese aber nur noch halb so lange wie vor 15 Jahren. Heute wird ein Party Top beispielsweise noch 1.7 Mal getragen bevor es im Müll landet. Das Angebot an Billigkleidung ist riesig und die Verlockung dementsprechend gross sich regemässig neu einzukleiden.

Minderwertige Qualität

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Durch den Fast-Fashion Boom im Jahr 2000 hat sich die Qualität der hergestellten Kleidung deutlich verschlechtert. Eine logische Konsequenz wenn in kurzer Zeit viel produziert wird, was zu sehr günstigen Preisen verkauft wird. Die Qualität reicht gerade so für eine Saison. Nach ein paar Wachgängen sind die Kleidungsstücke aus der Form, eingegangen, Knöpfe ab oder sie neigen zu Pilling (Knötchenbildung auf der Oberfläche des Stoffes).

Fast-Fashion Kleidungsstücke lassen sich kaum mehr recyceln. Gründe dafür sind einerseits, dass die verwendeten Fasern qualitativ minderwertig, sprich zu kurz sind, um neues Garn daraus zu spinnen und anderseits sind die Gewebe meist gemischt mit Kunstfasern wie zum Beispiel Polyester, Viskose oder Elasthan. Die Trennung wäre technisch zwar möglich, jedoch viel zu aufwendig und zu teuer, so dass sich eine Aufbereitung solcher Materialen nicht lohnt.

Schlechte Arbeitsbedingungen

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Dass ein 3 Euro T-Shirt kaum mit einem fair bezahlten Lohn und guten Arbeitsbedingungen vereint werden kann, liegt auf der Hand. Den eigentlichen Preis dafür bezahlen die Arbeiter-/innen, welche ihre Gesundheit riskieren, damit wir unseren Kleiderschrank mit Billigkleidung füllen können.

Sie sind täglich mit Chemikalien und Pestiziden in Kontakt, die gesundheitsschädigend sind. Zum Beispiel bei der Veredelung von Jeans wird ein feiner Quarzsand auf die Oberfläche gesprüht, die der Jeans den angesagten Vintage-Look verpasst. Der feine Staub, welcher dabei entsteht, setzt sich in den Lungen der Arbeiter-/innen ab. Laut der internationalen Arbeitsorganisationen sind es  jährlich bis zu fünf Millionen Menschen, die an den Folgen durch Vergiftungen von Chemikalien und Pestizide sterben. 

Meist reicht der Lohn kaum zum Leben aus, Überstunden werden oft nicht gezahlt und die Arbeiter-/innen sind einem enormen Zeitdruck in der Produktion ausgesetzt. Auch mangelt es oft an einer sicheren Infrastruktur der Fabriken, wie der Fabrikeinsturz in Bangladesch im Jahr 2013 zeigte, wo über 1000 Textilarbeiter ums Leben kamen und doppelt so viele verletzt wurden.

Der heutige Modetrend ist der Müll von morgen

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Die Fast-Fashion lässt kaum eine Kreislaufwirtschaft zu. Produziert, Gekauft, Entsorgt. Wer denkt die Kleidung zu Recyceln indem sie in die Altkleidersammlung gegeben wird, liegt häufig falsch. Über 1 Tonne Kleidung landet jährlich in deutschen Kleidersammlungen, davon können gerade Mal 18 % wiederverwendet werden, wie die Deutsche Kleiderstiftung sagt. Der Rest landet in der Verbrennung und führt so zu finanziellen Belastungen bei den Stellen, die eigentlich Menschen in Krisengebieten unterstützen wollen. Daran schuld ist die schlechte Qualität der Kleidung aus der Fast-Fashion.

Starke Umweltbelastung

Die Modeindustrie verursacht mehr C02 Ausstoss entlang der gesamten Textilkette als die Luftfahrt und die Schifffahrt. Die Produktion erfordert zudem eine enorme Menge an Wasser: Um ein Kilo Baumwolle herzustellen benötigt es etwa 15‘000 Liter Wasser. Für die Herstellung eines T-Shirts sind das 22.500 Liter. Zusätzlich kommt dann noch ein Kilo umweltschädlicher Chemikalien hinzu, die für die Herstellung benötigt werden und ca. 8.5 Kilo CO2 für die Produktion und die Wäsche eines T-Shirts. Hochgerechnet auf 100 Milliarden Kleidungsstücke, die  pro Jahr produziert werden, ist das eine extreme Umweltbelastung.

Die Chemikalien, die zur Faserverarbeitung und Textilveredelung eingesetzt werden, gelangen häufig ungefiltert ins Abwasser. In China sind deshalb zwei Drittel der Flüsse und Seen verschmutzt und 320 Millionen Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser.

Mit der Fast-Fashion kam auch Polyester. Heute sind in 60 % aller Kleidungsstücke Polyester oder Teile davon enthalten, denn die Kunstfaser ist billiger und einfach herzustellen als Baumwolle. Mit der Waschung von synthetischen Mikrofasern gelangt Mikroplastik ins Abwasser, in Flüsse und in die Meere, wo es von den dort lebenden Tieren unbeabsichtigt aufgenommen wird und auch in unseren Organismus gelangt. 

Gesundheitliche Risiken

Nicht nur die Gesundheit der Arbeiter-/innen, welche bei der Herstellung mit Chemikalien in Berührung kommen ist gefährdet, sondern auch die von uns, wenn wir die Kleidung auf unserer Haut tragen. 

Manche Farben enthalten beispielsweise aromatische Amine, welche Hautallergien auslösen können, weil sie durchs Schwitzen aus dem Stoff gelöst und von der Haut aufgenommen werden. Biozide Substanden, die verwendet werden um geruchsbildende Bakterien abzutöten, haben ebenfalls ein hohes Allergierisiko und es besteht zudem die Gefahr, dass sich Antibiotika resistente Keime entwickeln. Doch das sind nur 2 Beispiele. Insgesamt werden ca. 3500 verschiedene Chemikalien in der Textilherstellung eingesetzt, die als krebserregend gelten, hormonell wirken oder anderweitig giftig sind. 

Der Fast Fashion entgegen wirken - All you need is less

Oder weniger ist mehr. Das haben auch sogenannte Slow-Fashion Labels erkannt und produzieren bewusst weniger Kollektionen, dafür in hochwertiger Qualität. Nachhaltigen Rohstoffe und faire Produktionen anstatt Billigware. Mode, die mit gutem Gewissen getragen werden kann. 

In unserem Artikel „Minimalistische Garderobe - Welches sind die wichtigsten Schritte zu einer Capsule Wardrobe?“ zeigen wir Schritt für Schritt, wie der Kleiderschrank ganz einfach nachhaltiger organisiert werde kann.