Warum Bioplastik keine gute Alternative ist und vielleicht nie eine sein wird…

Abbaubar, aus nachwachsenden Rohstoffen und/oder kompostierbar. Diese Schlagworte werden mit dem neuen Trend des Bioplastiks verwendet. Für den Verbraucher*in weckt das natürlich die Schlussfolgerung und Hoffnung, dass dieses Plastik mit gutem Gewissen verwendet werden kann. 

Und sollte man es dann doch auch mal unabsichtlich in der Natur liegen gelassen werden, baut es sich ja ab. Von daher alles kein Problem oder?

Biokunststoffe  und warum der Begriff Bio so irreführend ist

Beim Begriff Bioplastik assoziieren wir als Verbraucher*innen doch automatisch nachhaltige Rohstoffe und Umweltschutz. Also etwas, welches wir mit gutem Gewissen kaufen und nutzen können. 

Doch bei der Bezeichnung Bioplastik handelt es sich meistens nicht um ein solches Produkt, auch wenn diese Vorstellung eine natürliche Reaktion der Verbraucher*innen ist. 

Die Bezeichnung Bioplastik darf grundsätzlich dann genutzt werden, wenn der Kunststoff teilweise oder vollständig aus nachwachsender Biomasse produziert wurde. So z.B. aus Zuckerrohr oder Mais. 

Doch auch Kunststoffe die biologisch abbaubar sind, dürfen sich Bioplastik nennen. Und hier finden sich dann auch die Kunststoffe darunter, welche nach wie vor auf Erdölbasis produziert werden aber eben biologisch abbaubar sind.

Biokunststoffe ist also Plastik, welches entweder ganz oder teilweise aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt wird oder biologisch abgebaut werden kann, auch wenn es auf Erdölbasis produziert wurde.

Uff, kein Wunder dass der Verbraucher*in hier komplett den Durchblick verliert, zumal dann auch oftmals noch die genaue Bezeichnung des Bioplastiks auf der Verpackung fehlt oder der Verbraucher*in nicht weiss was mit der Bezeichnung genau gemeint ist. 

Die verschiedenen Arten von Bioplastik

Insgesamt unterscheiden wir drei verschiedene Arten von Bioplastik:

  • Plastik welches auf Erdölbasis produziert, aber biologisch abbaubar ist, darf sich Bioplastik nennen.

  • Plastik welches aus nachwachsender Biomasse hergestellt wird und biologisch abbaubar ist, darf sich Bioplastik nennen, das ist sicherlich die ehrlichste Variante. 

  • Die dritte Bioplastikvariante ist die Herstellung des Kunststoffs aus nachwachsenden Ressourcen, welche aber biologisch nicht abbaubar sind. 

Hat Bioplastik überhaupt Vorteile?

Bioplastik hat allerdings den Vorteil, dass es die gleichen Eigenschaften wie herkömmliches Plastik aufweist, d.h. es ist stabil und haltbar. 

Nun kann man sich sagen, ein super Vorteil ist doch, dass das Plastik aus nachwachsenden Rohstoffen produziert wird. Ist doch gut für die Umwelt oder? Nicht unbedingt…

Es kommt darauf an aus WELCHER BIOMASSE der Kunstoff hergestellt wurde. Kommt die Biomasse z.B. aus einem Abfallprodukt, dann kann sie tatsächlich eine gute Alternative zu Erdöl und Co. darstellen. Dabei muss man hier aber auch den CO2 Ausstoss im Auge behalten…

Stammt der Rohstoff jedoch aus landwirtschaftlichem Anbau (was in den allermeisten Fällen so ist), wie z.B. Zuckerrohr, wird dafür unter Umständen in Brasilien gerade eine grosse Fläche Urwald abgeholzt um die Anbaufläche hierfür zu erhalten oder zu vergrössern. 

Bei der Verwendung von nachwachsenden Rohstoffen bleibt auch immer die Frage offen, ob der Rohstoff nicht besser in der Nahrungskette verbleiben sollte, anstatt in Kunststoff umgewandelt zu werden. Zuckerrohr, Mais, Zuckerrüben oder Maniok sind alles Nahrungsmittel die - je nach Betrachtungsweise - in die Herstellung von Kunststoff - « verschwendet« werden. 

Bioplastik überfordert Kompost als auch Recycling

Das grosse Problem bei Bioplastik ist seine Zersetzbarkeit. Denn diese ist laut einer Studie der University of Plymouth nicht besser als konventionelles Plastik. Die Studie wurde über mehrere Jahre durchgeführt und unter echten Bedingungen, also nicht im Labor, wo Bedingungen zum Abbau von (Bio)Plastik optimiert werden können. 

Somit hat abbaubares Bioplastik auch im Kompost im Garten nichts zu suchen, denn es benötigt Jahre bis es sich zersetzt hat. 

Zudem kann man auch argumentieren, dass durch den biologischen Abbau der Kunststoffe wertvolles Material verloren geht. 

Ein weiteres, bisher noch nicht gelöstes Problem beim Bioplastik ist, dass auch die Recyclinganlagen damit überfordert sind. Denn anstatt dass der Kunststoff wieder in den Kreislauf zurück geführt wird, wird er verbrannt, weil unser Recyclingsystem noch keine eigene Abteilung zum Recyceln von Bioplastik besitzt und dieses nicht als solches erkennt. 

Was ist mit der Biomülltüte für den Bioabfall?

Sie ist tatsächlich ein Sonderfall, weil sie im Normalfall als kompostierbar gilt. Doch auch hier gilt es ganz genau darauf achten, dass sie auch wirklich dafür geeignet ist. Dies erkennt man an dem Keimlingssymbol, welches aus den Beuteln zu finden ist. Doch auch hier muss man zusätzlich darauf achten dass diese Müllbeutel von der Gemeinde ausdrücklich zugelassen sind.

Dieses Symbol steht dafür dass das Plastik nicht nur abbaubar, sondern auch überwiegend aus nachwachsenden Rohstoffen produziert wurde. 

Auch Papiertüten im Biomüll sind nicht optimal, ausser sie sind aus recyceltem Papier hergestellt. Die Herstellung von Papier erfordert grosse Mengen an neuen Ressourcen.

Auch hier gilt am Ende: den Biomüll einfach ohne jedwede Tüte oder Umverpackung in die Tonne geben. Das klappt einwandfrei und ist ganz sicher die umweltfreundlichste Alternative!

Wie könnte das bessere Bioplastik aussehen?

Im Moment ist es jedenfalls so, dass mit dem Begriff Bioplastik - insbesondere auch von grossen Firmen - viel Schindluder betrieben wird. Für sie ist es das perfekte Marketinginstrument um den Verbraucher*in in Sachen Nachhaltigkeit und Umweltschutz zu umgarnen und den Plastikkonsum weiterhin zu erhöhen.

Vielleicht ist es ja trotzdem eine Idee die man weiter verfolgen sollte, doch am besten ist es nach wie vor wenn Plastik einfach vermieden wird. Kein neues Plastik, egal in welcher Form!

Wenn Bioplastik vielleicht mal aus Abfällen natürlich nachwachsender Ressourcen hergestellt werden kann oder aus Algen und sich problemlos und vor allem schnell abbaut oder recyceln lässt, dann könnte man diesen Weg evtl. weiter verfolgen…

Und weil Bioplastik meistens einfach nicht Bio ist, sollte man am besten darauf verzichten. Und zwar so oft es geht! 

Wenn es denn Plastik sein muss, dann auf recycelte Plastikbeutel greifen. Somit wird zumindest kein neues Plastik produziert.


Ressourcen:

https://www.theguardian.com/environment/2019/apr/29/biodegradable-plastic-bags-survive-three-years-in-soil-and-sea

https://www.verpacon.de/biofolien/biologische-abbaubarkeit.php

https://www.verbraucherschutz.com/ratgeber/alternativen-zu-plastik-welche-moeglichkeiten-gibt-es/

https://newsroom.kunststoffverpackungen.de/2021/10/22/kunststoff-und-biobasierte-kunststoffverpackungen-einfach-erklaert/

https://www.duh.de/bioplastik/?&wc=NL

https://www.quarks.de/umwelt/muell/darum-hat-biologisch-abbaubares-plastik-keine-vorteile/